Pauli Bekehrung

Vom Saulus zum Paulus werden – das Sprichwort spielt auf die Bekehrung des Paulus bei Damaskus an, die in der Apostelgeschichte auf dramatische Weise erzählt wird. Es wird gebraucht, wenn sich jemand radikal wandelt und plötzlich zu einem guten Menschen wird. Doch wie das Sprichwort, so muss man auch den Bekehrungsbericht mit einem Körnchen Salz betrachten.

Paulus – oder Saulus, es handelt sich schlicht um die griechische bzw. hebräische Version des Namens – soll auf dem Weg nach Damaskus eine spektakuläre Erscheinung gehabt haben. Sie brachte ihn dazu, nicht länger die Christusanhänger zu verfolgen, sondern sich selbst taufen zu lassen und zu ihrem größten Missionar zu werden. Was da vor sich gegangen sein mag? Jedenfalls berichtet Paulus selbst nicht von einem einschneidenden Bekehrungserlebnis, und auch Lukas, der Erzähler der Apostelgeschichte, verstrickt sich in Widersprüche: nach einer Version, Apg 9, konnten die Begleiter von Paulus nichts mehr sehen, nach der anderen, Apg 22, nichts mehr hören. Es gibt gute Gründe, an dieser Darstellung zu zweifeln. Spektakulär war also vielleicht nicht der Moment seiner Bekehrung  – mit Sicherheit aber das Ergebnis.

Wozu will nun der Feiertag anregen? Bekehrungserlebnisse sind höchst selten, und sie für einen gültigen Glauben einzufordern, ist mehr als vermessen. Eher dient vielleicht als Botschaft: »Wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen zu lassen.« (Bonhoeffer)