Baer/Frick-Baer: Kriegserbe in der Seele

Eltern geben Besteck und Truhen an ihre Kinder weiter, Fotografien und Gesichtszüge. Aber auch Gefühle »vererben« sich. Wie die Eltern und Großeltern mit traumatischen Erfahrungen umgingen, überträgt sich auf das Gefühlsleben der Kinder. Rund zwei Drittel der Menschen in Deutschland sind von Kriegs- und Nachkriegserlebnissen geprägt.

Kinder und Enkel der Kriegsgeneration leiden, ohne zu wissen warum: Woher kommt die große, als grundlos empfundene Angst? Woher der Impuls, sich quasi automatisch unter Leistungsdruck zu setzen? Woher das Gefühl, im Kontakt mit anderen ins Leere zu greifen? Das Therapeutenpaar Gabriele Frick-Baer und Udo Baer ist erfahren darin, Traumata und deren Folgen zu erkennen und Wege daraus zu erarbeiten. In ihrem Buch »Kriegserbe in der Seele – Was Kindern und Enkeln der Kriegsgeneration wirklich hilft« schöpfen sie aus ihrem reichen Schatz.

Sie schildern die unbestimmten Gefühle, die Betroffene ratlos machen und an ihrem Leben verzweifeln lassen. Und sie zeigen Möglichkeiten auf, diese Empfindungen zu erforschen und anzunehmen. Ein sensibel und verständlich geschriebenes Erklär- und Handbuch mit einfachen Übungen, dessen Ziel es ist, »ein selbstständiges, mit anderen verbundenes Leben« zu fördern. Das Buch kann der Anfang einer Entdeckungsreise zu sich selbst und in die Familiengeschichte sein – auch wenn die eigenen Eltern und Großeltern bereits gestorben sind.

Udo Baer und Gabriele Frick-Baer: Kriegserbe in der Seele – Was Kindern und Enkeln der Kriegsgeneration wirklich hilft. Beltz Verlag 2015. 16, 95 Euro.