Jens Gnisa: Das Ende der Gerechtigkeit

»Für mich besteht kein Zweifel, dass ein zentraler Eckpfeiler unserer Gesellschaftsordnung in Gefahr ist, der Rechtsstaat.« Diesen zu retten und auf die Missstände hinzuweisen, die ihn gefährden, hat sich Jens Gnisa in seinem Buch vorgenommen. Der Autor ist Vorsitzender des Deutschen Richterbundes.

»Unser Staat hat aufgehört, sich durchsetzen zu wollen«, behauptet er. Und führt als Beleg etwa das Ausländerrecht an. Ein heikles Unterfangen, mit dem der erfahrene Amtsrichter polarisiert – und offensichtlich einen Nerv der Zeit trifft. Die erste Auflage des Buches war 2017 bereits nach kurzer Zeit vergriffen. Gnisas Werk wurde zum »Spiegel«-Bestseller.

In klaren Worten warnt der Jurist davor, dass unsere Demokratie in Gefahr sei, weil die deutsche Rechtsprechung immer weniger »Befürworter« habe. »Nicht nur Hilflosigkeit, sondern auch Unverständnis, gar Ablehnung prägt den Umgang unserer Politiker mit dem Recht«, schreibt Gnisa. »Wenn es sein muss, biegen sie sich dieses so zurecht, wie sie es gerade gebrauchen können.« Er nennt er unzählige Beispiele aus dem Alltag. Zu Recht wachse das Misstrauen der Bürger gegenüber der deutschen Rechtssprechung, meint er.

Gnisa zeichnet schwarz-weiß, bis hin zur Banalität. Der bekannte Kolumnist Thomas Fischer, Autor des hier ebenfalls vorgestellten Buches »Im Recht«, äußerte sich bereits mehrfach äußerst kritisch zu den Ausführungen seines Berufskollegen. Empfehlenswert ist es daher, die Bücher beider Autoren zu lesen. Die Lektüre kann dazu beitragen, sich ein eigenes Urteil über den Zustand von Rechtsstaat und Rechtssystem in Deutschland zu bilden. Die Antwort auf die Frage, was Gerechtigkeit für ihn ist, bleibt Gnisa allerdings schuldig.

Jens Gnisa: Das Ende der Gerechtigkeit. Ein Richter schlägt Alarm. Herder Verlag, 24 €