Ralf Höller: Eine Leiche in Habsburgs Keller

Höllers Buch erzählt in lebhafter Art und Weise Geschichte: zum einen die Geschichte der europäischen Bauernaufstände im 15. Jahrhundert, zum anderen die lange Geschichte des immer wiederkehrenden Kampfes um Gerechtigkeit.

Der Historiker und Journalist widmet sein Werk dem »Rebellen« Michael Gaismair. Historisch interessierte Österreicher kennen diesen Mann, der 1490 geboren wurde und Anführer des Tiroler Bauernkriegs war. Der Querdenker und Revolutionär hatte, geprägt von den humanistischen Strömungen des 15. Jahrhunderts, eine neue Staatsordnung entworfen. Den herrschenden Habsburgern war er ein Dorn im Auge.

Höller beschreibt Gaismairs Leben und Ringen um Gerechtigkeit und zeichnet so ein Bild seiner Zeit. Auch das harte Leben der von Adel und Klerus gebeutelten Bauern und Bergknappen in der Bergwelt Südtirols führt der Autor lebhaft vor Augen, vergleichbar einer filmischen Dokufiktion.

Er beginnt mit dem Ende – mit dem Mord an Gaismair, auf den die Habsburger ein Kopfgeld ausgesetzt hatten. Nachdem viele Mordversuche fehlgeschlagen waren, wurde »der Rebell« 1532 in seinem Exil in Padua tückisch ermordet. Für Leser, die es genau wissen wollen, finden sich auf den letzten Seiten eine Zeittafel, ein Stammbaum der Habsburger ebenso wie die damals geltende Tiroler Landesordnung.

Höllers Buch lässt auch Marin Luther und dessen Einfluss auf die Bauernaufstände in Mitteleuropa nicht unerwähnt. Wer es liest, erkennt einmal mehr: Gerechtigkeit war, ist und bleibt ein umkämpftes Gut. Warum der Autor das ausgerechnet am Beispiel Gaismairs und des Bauernaufstands in Tirol zeigt? Höller: »Tirol war damals der Mikrokosmos der Welt.«
Ralf Höller: Eine Leiche in Habsburgs Keller. Der Rebell Michael Gaismair und sein Kampf um eine gerechtere Welt. Otto Müller Verlag, 19,80 €