Luciatag

Was passiert, wenn die Tochter ewige Jungfräulichkeit gelobt, die Mutter aber schon deren Verlobung arrangiert hat? Wenn der abgewiesene Verlobte mit aller Macht verhindern will, dass die Jungfrau ihr Geld für Arme, Kranke und Verfolgte einsetzt? Die um 286 in Syrakus (Sizilien) geborene Lucia geht unbeirrt ihren christlichen Weg. Sie versorgt verfolgte Glaubensgeschwister in deren unterirdischen Verstecken mit Essen und Trinken. Um sich im Dunkeln zurechtzufinden und die Hände frei zu haben, trägt sie auf dem Kopf einen Lichterkranz. Die Versuche ihres einstigen Verlobten, sie in ein Freudenhaus zu zwingen oder gar zu töten, scheitern zunächst. Als sie schließlich erstochen wird, prophezeit sie den nahenden Frieden. Die lichtvolle Lucia wird in einer Katakombe bestattet und noch heute in Italien als Volksheilige verehrt.

Die Schweden feiern ihre Lucia auf eigene Weise. Dort erscheint das älteste Mädchen der Familie am frühen Morgen des 13. Dezember in weißem Kleid, den Kopf mit einem Kranz aus Preiselbeeren und brennenden Kerzen geschmückt. Sie weckt die Familienmitglieder und bringt ihnen Frühstück ans Bett, als singende Vorbotin des Weihnachtslichtes: »Nacht stapft mit schwerem Gang um Hof und Garten. Sonn’ bleibt jetzt aus, so lang im Schatten wir warten. Da tritt mit Lichterschein ins dunkle Haus herein. Santa Lucia, Santa Lucia.«