Welche Arbeiten wurden jüngst ausgezeichnet?

Geschichten vom Aufstehen

Eisenhüttenstadt, eine kleine Stadt am Rande Brandenburgs. Dort trainieren Alteingesessene die neuen Nachbarn aus Afghanistan, Tschetschenien und der Ukraine und retten so den lokalen Boxklub. Für seinen Beitrag »Der Herr der Ringe« im STERN erhält der Journalist David Krenz den ersten Preis des Andere Zeiten-Journalist:innenpreises. Der zweite Preis geht an Solveig Flörke und Marko Rösseler für ihre WDR-Dokumentation »Tod im Vereinsheim – Wie Vereine ums Überleben kämpfen«. Die autobiografische Reportage »Was heißt schon ›normal‹?« von Diana Laarz aus GEO wird mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Seit über zwanzig Jahren verleiht der gemeinnützige und ökumenische Verein den mit 6000 Euro dotierten Preis an Journalist:innen, die sich den ethischen Fragen unserer Zeit stellen und Geschichten erzählen, die den Weg in eine verantwortungsvoll gestaltete Zukunft weisen.

78 Einreichungen waren zum Thema »Ostern – Geschichten vom Aufstehen« eingegangen. »Die vielfältigen Beiträge aus Fernsehen, Radio, Print- und Onlinemedien zeigen, wo Hoffnung auch nach Tiefschlägen wachsen kann und wie Menschen sich gegenseitig dabei stärken. Die drei ausgezeichneten Geschichten erzählen von Neuanfängen und Ostermomenten mitten im Hier und Heute«, sagt Chefredakteurin Iris Macke.

Die lakonische und präzise Erzählweise von Journalist David Krenz überzeugte die Jury von seiner Geschichte »Der Herr der Ringe«. Nach der Wende schrumpfte die Bevölkerung in Eisenhüttenstadt von 53 000 auf 23 000. Der lokale Boxklub hatte 2010 nur noch drei Sportler. Heute ist der Andrang so groß, dass Interessierte manchmal abgewiesen werden müssen. Ehemalige DDR-Boxmeister und junge Sportler aus vielen Nationen trainieren miteinander, lernen voneinander und geben sich Heimat, Zukunft und Perspektive.

Auch der zweite prämierte Beitrag beschäftigt sich mit Vereinen und ihrem Überleben. In »Tod im Vereinsheim« erkunden Solveig Flörke und Marko Rösseler die Gründe für den Mangel an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Schwimmverein oder dem Männerchor und zeigen Wege auf, wie diese Lücke geschlossen werden kann. Die unabhängige Jury beeindruckte die Wärme und Sorgfalt der Dokumentation, die jedoch nichts beschönigt oder idealisiert.

Diana Laarz erzählt in »Was heißt schon ›normal‹?« von ihrem eigenen Sohn David, dessen Entwicklung deutlich verzögert verläuft. Erst nach Jahren wird der sehr seltene Grund dafür gefunden. Die Journalistin berichtet von der komplizierten Suche nach der Ursache und ist dabei radikal ehrlich: Schonungslos beschreibt sie ihr Hadern mit der verzögerten Entwicklung ihres Sohnes und erzählt dennoch eine ermutigende Auferstehungsgeschichte.

Am 19. Juni 2025 erhalten die Preisträger:innen ihre Auszeichnungen in Hamburg.