Barbaratag

Ihr Leben schien vorbestimmt: Im dritten Jahrhundert als Tochter eines reichen Kaufmanns geboren, sollte Barbara einen Mann aus angesehenem Hause heiraten. Damit sich zuvor niemand in ihre Schönheit verliebte, schloss sie ihr Vater, wenn er auf Reisen ging, in einen Turm ein. Auch wird berichtet, dass er Barbara vom Christentum fernhalten wollte. Das gelang ihm jedoch nicht: Sie tauschte Briefe mit einem Schüler des christlichen Lehrers Origenes, der sie schließlich, als Arzt verkleidet, taufte. Ihr Vater tobte, als er davon erfuhr, ließ sie verprügeln und foltern, aber Barbara blieb fest: Sie wollte Christin sein. Schließlich wurde sie zum Tode verurteilt. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein trockener Zweig in ihrem Kleid. Sie stellte ihn in ihr Trinkgefäß. Am Tag ihrer Hinrichtung blühte er. 

Obwohl es nur Legenden über Barbara gibt, ist die Geschichte dieser standhaften Frau noch heute lebendig. Ihr Name wurde Programm: Barbara bedeutet »die Fremde, die Wilde, die Andere«. Am 4. Dezember, ihrem Todestag, holen sich viele Menschen Barbarazweige ins Haus:

»Geh in den Garten am Barbaratag.
Gehe zum kahlen Kirschbaum und sag:
Kurz ist der Tag, lang ist die Zeit.
Der Winter beginnt. Der Frühling ist weit ...

Baum, einen Zweig gib du mir von dir.
Ist er auch kahl, ich nehm ihn mit mir.
Und er wird blühen in seliger Pracht.
Mitten im Winter in der heiligen Nacht.«

Josef Guggenmos