Welche Arbeiten wurden jüngst ausgezeichnet?

Journalistenpreis zum Thema »Bewältigung von Lebenskrisen« vergeben

Adam und Ida sind Zwillinge. Sie wurden 1939 geboren, 1943 im jüdischen Ghetto von Sosnowiec voneinander getrennt. Beide überleben den Holocaust, doch erst nach mehr als 50 Jahren finden sie sich wieder. Für den berührenden Dokumentarfilm »Adam & Ida – Die lange Suche der Zwillinge« erhalten Jan Tenhaven und Tilman Müller den ersten Preis des Andere Zeiten-Journalistenpreises 2023.

Die 90 eingereichten Beiträge zum Thema »Wie weitermachen? Was bei der Bewältigung von Lebenskrisen hilft« erzählen bewegende und mutmachende Geschichten von Menschen, die nach einem erschütternden Wendepunkt neue Wege suchen. »Die Geschichten schenken Zuversicht, weil sie zeigen, wie aus der Lähmung des ersten Schocks eine hoffnungsvolle Kraft entstehen kann«, sagt Andere Zeiten-Chefredakteurin Iris Macke. Der Journalistenpreis ist mit insgesamt 6000 Euro dotiert.

Der Film von Jan Tenhaven und Tilman Müller, der im September 2022 im NDR lief, beeindruckte die Jury mit seiner still beobachtenden und zugleich anteilnehmenden Erzählweise. »Der Film ist fern aller Klischees, kommt ohne Kitsch und Pathos aus und stellt durch die eingearbeiteten Graphic Novel-Elemente eine eigene Kunstform dar. ›Adam & Ida‹ ist eine menschlich anrührende und zugleich politisch bedeutsame Geschichte, die zeigt, wie die Shoah bis heute fortwirkt«, sagt Jury-Mitglied Thorsten Neumann. Aktuell ist der Film nicht mehr in der Mediathek verfügbar, Sie können dort jedoch den Podcast zum Film hören, der ebenfalls von den beiden Preisträgern produziert wurde.

Den zweiten Preis erhält Renate Werner für die fünfteilige WDR-Fernsehserie »Stärker als der Tod«, aus dem Juni 2022. Als der 33-jährige Andrea Bizzotto erfährt, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist, ist seine Frau Maria im fünften Monat schwanger. Vier Jahre lang begleitet die Autorin die Familie durch die Ausnahmesituation, von der Diagnose über den Tod hinaus und zurück in ein anderes Leben. Die Jury war berührt von dem vertrauensvollen und ehrlichen Ton, der die Widersprüche nicht verschweigt, aber dennoch eine Hoffnungs-Geschichte erzählt.

»Genug ist genug« – das nehmen die Protagonist:innen in dem gleichnamigen Beitrag von Katharina von Ruschkowski wörtlich. Die Reporterin porträtiert in GEO Wissen Menschen, die den Mut haben, ihre Träume zu begraben, zur rechten Zeit umzukehren, sich von Lebenszielen zu verabschieden. Der Perspektivwechsel zeigt: Aufhören heißt nicht scheitern, sondern kann frei machen. Für ihren Beitrag erhält Katharina von Ruschkowski den dritten Preis.

Am 14. September 2023 erhalten die Preisträger:innen ihre Auszeichnung in Hamburg. Der Verein Andere Zeiten schreibt den Journalistenpreis jährlich aus. Das Thema des nächsten Preises wird im Herbst bekannt gegeben.

Impressionen vom Journalistenpreis 2023