Adventszeit

Nazaret, vor etwa 2000 Jahren: Gott kommt auf die Erde. Auf diese besondere Ankunft (Advent von lateinisch adventus) bereiten sich Christen vor. Früher fasteten und beteten sie, verzichteten auf Feste. Denn Advent meint vor allem eine innere Ankunft. Der Dichter Angelus Silesius beschrieb das so: »Wird Christus tausend Mal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst verloren.«

Noch immer ist der Advent liturgisch eine Bußzeit, dennoch stimmen heute sinnliche Symbole auf das Kommen Jesu ein. Zum Beispiel der Adventskranz, den der Erzieher und Theologe Johann Hinrich Wichern 1839 erfand. In den Speisesaal seines Jungenheims hängte er ein Wagenrad mit kleinen Kerzen für alle Wochentage und vier großen Sonntagskerzen. Jeden Tag durften die Kinder eine Kerze mehr anzünden. Für den Hausgebrauch wurde aus dem Wagenrad unser kleiner Tannenkranz mit vier Sonntagskerzen.

Selbst wenn Lichterglanz und Sternendeko die Kitschgrenze oft überschreiten, erzählen sie vom Traum einer anderen Welt. Dass dieser Traum sich nicht in einer beschaulichen Stimmung erschöpft, machen viele Adventslieder deutlich. »O Heiland, reiß die Himmel auf« wurde unter dem Eindruck der Hexenprozesse während des Dreißigjährigen Krieges geschrieben. Dort heißt es: »Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.«