Jonatag

Das Buch Jona der hebräischen Bibel erzählt prägnant und literarisch von Gottes Auftrag: Der Prophet soll die Stadt Ninive retten. Entstanden ist die kurze und symbolträchtige Novelle im vierten Jahrhundert vor Christus. Sie wird am höchsten jüdischen Feiertag – dem Versöhnungsfest Jom Kippur – in der Synagoge gelesen. Die Erzählung des Mannes, der von einem Fisch verschlungen wird, findet sich auch in der 37. Sure des Koran. Bis heute gibt sie Lesenden und Künstlerinnen Anlass zu vielfältigen Interpretationen. Kann man vor Gott fliehen? Wie ist das Überleben im Bauch eines Fisches zu deuten? Und was ist der Grund für Jonas tiefe Traurigkeit, obwohl er trotz aller Widerstände seine Mission erfolgreich erfüllt hat? Das Buch schließt mit einer rhetorischen Frage Gottes – und es erzählt von einer Liebe und Fürsorge, die Jona als eigenständiges Individuum ernstnimmt und zugleich menschliches Wissen, Wollen und Können übersteigt. Christliche Kirchen in aller Welt gedenken Jona am 21. und 22. September, unmittelbar vor der Tag- und Nachtgleiche am kalendarischen Herbstbeginn.