Erich Fromm: Die Kunst des Liebens

Erich Fromm richtet seinen Blick auf die vielen verschiedenen Formen der Liebe – Mutterliebe, erotische Liebe, Selbstliebe, Nächstenliebe, Liebe zu Gott. Der Sozialpsychologe und Psychoanalytiker stellt jedoch die These auf, dass die Nächstenliebe allen anderen Formen von Liebe zugrunde liegt. Sie basiere auf der Erfahrung, dass wir alle eins seien, und entwickle sich aus Mitleid heraus. Empathie sei deshalb die Vorbedingung von Nächstenliebe, so Fromm.

Der Amerikaner beschreibt in seinem gesellschaftskritischen Werk einen wachsenden Verfall der Liebesfähigkeit in der kapitalistischen Welt der 50er-Jahre. In ihr dominiere das romantische Verständnis von Liebe, und dieses animiere die Menschen zu einem marktwirtschaftlichen Verhalten auch in  Liebesdingen. Jeder strebe vor allem danach, liebenswert zu sein, und verliere die eigene Fähigkeit zu lieben zunehmend aus den Augen, meint Fromm. Auch auf die »praktischen Voraussetzungen« für diese »Liebesfähigkeit« geht er ein. Diese seien unter anderem Selbstdisziplin, Konzentration, Geduld und ein Gespür für sich selbst. Fromm fordert in seinem Werk, dass der Liebe der höchste Stellenwert im Leben eingeräumt werde – vor Erfolg, Prestige, Macht und Geld.

In populärwissenschaftlichem Stil beschreibt der Psychoanalytiker einen zunehmenden Verfall auch der Gottesliebe. Er vergleicht die Menschen der kapitalistischen Gesellschaft mit dreijährigen Kindern. Diese würden auch nur nach dem Vater rufen, wenn sie ihn brauchen, die sich sonst aber, wenn sie nur spielen möchten, selbst genügen.

Trotz seiner Gesellschaftskritik fand Fromms Werk große Beachtung und Anerkennung vor allem auch außerhalb wissenschaftlicher Fachkreise. 1956 erstmalig erschienen, wurde »Die Kunst des Liebens« schnell zu einem Besteller und ist es bis heute.

Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. Berlin: Ullstein 2005. 160 Seiten, 9,99 Euro