Michael Mary: Mythos Liebe. Lügen und Wahrheiten über Beziehungen und Partnerschaften

Der Psychologe und Paartherapeut Michael Mary stellt eine für seine Berufsgruppe fast revolutionäre These auf: Liebe könne man nicht gestalten, sondern man könne sie einfach nur leben – ohne »Techniken für das Leben als Paar«, ohne therapeutische Tipps und Tricks, ohne Beziehungsarbeit aller Art.

Die Liebe zwischen zwei Menschen sei eines der letzten großen Rätsel unserer Zeit, sagt Michael Mary, und dieses Rätsel, das vom Unterbewusstsein gesteuert werde, lasse sich weder verstehen noch kontrollieren. Radikal behauptet der Autor: Wenn Liebe verletzt, zerstört oder chronisch erkrankt ist, könne keine Methode sie einfach heilen! Standardisierte »Liebes-Regeln« gäbe es nicht! Ebenso wenig existiere ein Allheilmittel für Beziehungsprobleme.

Marys Rat für dauerhaftes Liebesglück: Paare sollten ihre Beziehung »realisieren«, das heißt deren »Ist-Zustand« erfassen – mithilfe von Fragen wie: Was verbindet uns? Was trennt? Wo sind die Schwächen unserer Partnerschaft? Und dann solle man einfach akzeptieren, dass man sich in einer Beziehung immer in einer Spannung zwischen Realität und Erwartung befindet und ein Partner niemals alle Bedürfnisse des anderen befriedigen kann. Um das zu ergründen, könne therapeutische Hilfe sinnvoll sein, nicht aber für die Rettung zerstörter Liebe, so Mary. Der Hamburger Psychologe rät Paaren, nach der »Ist-Analyse« vor allem eines zu tun: Mit bestem Willen mit dem umgehen, was die Realität der Beziehung ausmacht und sie einfach »leben«!

Michael Mary: Mythos Liebe. Lügen und Wahrheiten über Beziehungen und Partnerschaften. Köln: Bastei Lübbe 2008. 224 Seiten, 9,90 Euro