Hanns-Josef Ortheil: Was ich liebe und was nicht

Der bekannte Autor Hanns-Josef Ortheil hat auf den ersten Blick ein Buch über sich selbst und seine Vorlieben geschrieben und damit eine Art Lebensbilanz gezogen. Schnell aber zeigt sich, dass es ein Buch über viel mehr ist: über die Kunst zu leben, die Liebe zum Leben und zu dieser Welt. Der Schriftsteller erzählt darin, was für ihn im Leben wertvoll und wichtig ist und konfrontiert damit jeden Leser fast zwangsläufig mit Fragen wie: »Was liebst du in dieser Welt? Was magst du an deinem Leben? Woran erinnerst du dich gern?«

Er selbst sei dazu von Roland Barthes’ Werk »Über mich selbst« inspiriert worden, erzählt Ortheil in seinem Vorwort. Gestaltet hat er sein Buch in Anlehnung an das von ihm geliebte »Kopfkissenbuch« der japanischen Dichterin Sei Shonagon. Die Hofdame am japanischen Kaiserhof hat um 1000 n. Chr. ihr Buch als „Kompendium verschiedener Kurzformen des Berichtens“ geschrieben. Und so setzt auch Ortheil sein Buch aus Erzählungen, Zitaten, Gedichten und Gesprächen in O-Ton-Form zusammen.

Unter dem Titel »Autofahren I« schreibt er zum Beispiel über die Zeit nach der Ankunft: »Ich sitze, esse, trinke und lese – wie schön vergehen doch solche Stunden, so schön, dass ich den Wagen vollends stehen lasse und mich danach erkundige, ob in dem entlegenen Gasthof noch ein Zimmer frei ist. Meist ist eines frei. Wie gut!«

Sein Buch weckt Lebenslust und macht Laune, im eigenen Leben nach dem Schönen zu suchen und es gedanklich festzuhalten – ein wahrhaft gelungenes Werk also über die Kunst zu leben und dieses Leben zu lieben!

Hanns-Josef Ortheil: Was ich liebe – und was nicht. München: Luchterhand  Literaturverlag 2016. 368 Seiten, 23 Euro