Fischer: Sex and Crime

»Es gibt kein Strafrecht ohne eine Moral, aber einen weiten Bereich von Moralen ohne Strafrecht.« – Thomas Fischer, ehemaliger Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, zeigt in seinem Buch »Sex and Crime«, dass nicht nur Gesetze und schriftlich festgelegte Vorgaben unser Verhalten regeln, sondern ebenso effektiv auch die Moral. In wenigen anderen Bereichen wird das so deutlich, wie im Sexualverhalten. Was ist erlaubt, was ist abweichend, was ist übergriffig? Unsere Gesellschaft bestimmt es selbst, denn Schuld und Verbrechen sind zeit- und gesellschaftsabhängig.

Anhand konkreter Beispielsfälle demonstriert Fischer die Unterschiede zwischen sexuellen Übergriffen, Nötigungen und Vergewaltigungen in unserem Sexualstrafrecht. Auch für juristische Laien verständlich erläutert er die rechtlichen Schritte zur Be- und Verurteilung von Tat und Täter:in. Dabei wird deutlich: Strafrecht ist ambivalent und eine vollkommene Objektivität unmöglich. Doch das können und müssen wir aushalten, denn die Ambivalenz liegt in der Natur der Schuld.  

Thomas Fischer: Sex and Crime. Über Intimität, Moral und Strafe. Droemer Knaur 2021, 22 Euro.