Juterczenka: Wir Wochenendrebellen

Diagnose Asperger-Autismus. Soziales Verstehen fällt schwer. Das arme Kind? Die arme Familie? Von wegen. Mirco von Juterczenka erzählt im Buch „Wir Wochenendrebellen“ davon, wie er der besonderen Welterfahrung seines Sohnes offensiv begegnete: Der fußballbegeisterte Vater begab sich mit Sohn Jason auf die Suche nach einem Lieblingsverein für den Jungen und nimmt nun Leser mit auf Stadion-Stippvisite quer durch Europa. Man lacht, weint und staunt über Wochenendleben, -leiden und -glück der beiden, denn ausgerechnet ungewohnte Umgebungen und große Menschenmengen sind für Jason, wie für die meisten Asperger-Autisten eine riesige Herausforderung. Aber sie stellen auch eine Chance für Wachstum dar: Vater und Sohn werden routinierte Fans und kommen nicht nur dem Geschehen auf dem Rasen, sondern auch einander näher. 

Ein Portrait in Anders Handeln Heft 3/2018 verfolgt speziell den inneren Weg des Vaters zu mehr Verständnis dafür, wie sein Sohn die Welt erlebt.

Das Plus des Buch gewordenen Roadmovies: Juterczenka beschreibt Gefühle, Ereignisse und Familiensituation offenherzig und grundehrlich, mit viel Gefühl für skurrile Momente, Fortschritte, aber auch Enttäuschungen. Die „Wochenendrebellen“ lohnen aber nicht nur wegen der authentischen Erzählung, sondern weil sie wie nebenbei Verständnis vermitteln für das Phänomen Autismus, asperger-autistische Menschen und ihre Umgebung. Arm? Nein. Aber anders und anstrengend für alle Seiten. Besonders spannend: Auch Jason kommt im Buch mit vielen Zitaten und einem von ihm selbst verfassten Glossar zu Wort.

Mirco von Juterczenka: Wir Wochenendrebellen. Ein ganz besonderer Junge und sein Vater auf Stadiontour durch Europa. Benevento Verlag. 20 Euro.